*

1   Das Restaurant

“Ich war letztens im Hamam, da hat mir der Typ sogar den Bauchnabel geputzt. Dabei habe ich mich nicht wohl gefühlt, das sage ich euch.” 

“Stinkt dein Bauchnabel nicht?”

“Ja. Danach aber nicht mehr.”

Ich saß schweigend gegenüber und lauschte dem Gespräch zwischen meinen beiden Freunden, als die Kellnerin vorbeikam und fragte, ob wir noch eine Nachspeise wollten. Sie hätten gebackene Banane und Mochis zur Auswahl. Ich lehnte dankend mit einem Lächeln ab.

“War das ein echter Mann oder ein Vidia?”, fragte ich Ooko interessiert. “Das kann ich dir nicht sagen”, antwortete er. “Haut, Haare und Gesicht sahen in dem Dampf ganz schön echt aus. So wirklich drauf geachtet habe ich aber nicht.”

“Mittlerweile sind die Blechbüchsen äußerlich sowieso nicht mehr von uns unterscheidbar”, meinte Katsuhiro. “Seht ihr die zwei älteren Herren mit grauem Haar und der Brille, die sich in der Nähe vom Eingang gegenübersitzen? Ob das eineiige Zwillinge sind - oder Mensch und Büchse, vielleicht sogar Büchse und Büchse? Wer weiß das schon.”

“Du spinnst, Katsu”, gab ich amüsiert zurück. “Es können keine zwei bauidentischen Vidias existieren, geschweige denn ein genaues Abbild von einem Menschen! Das steht in der Verfassung der Neuwelt geschrieben.”

Katsu setzte eine ernste Miene auf. “Du erinnerst dich doch noch, als der Staat die Blechbüchsen einführte und auf die Straßen lies? Wie sicher es doch für uns wäre?” Ich schwieg. Wir wussten alle, worauf er anspielte. “Ich weiß was du denkst: Das war doch nur ein einmaliger Vorfall! Pff… so etwas wie Ausrutscher gibt es nicht. Das war eine  Schwachstelle, die mit Intention programmiert wurde. Selbst nach dem Update können die Grenzen wieder überschritten werden. Wer weiß, was als nächstes auf uns zukommt.”

Bevor ich antworten konnte, lachte Ooko: “Genug Verschwörungstheorien für heute!”, und schlürfte den letzten Tropfen seiner Litschi Schorle. Plötzlich wurde sein Gesicht ernst und seine blauen Augen durchbohrten meine. Langsam öffnete sich sein Mund: “Warum hast du die Kellnerin weggeschickt? Ich hatte richtig Lust auf Mochis!”

Die Rechnung wurde von der Kellnerin auf einem silbernen Teller mit drei Glückskeksen gebracht. Knacks! Knacks! Knacks! Wir brachen sie nacheinander auf und starrten verwirrt einige Sekunden auf unsere Zettel aus Neupapier*. synthetischem Papier. Wortlos legte Katsu seinen auf den Tisch. Ooku und ich taten es ihm nach. Unsere Namen standen auf den Zetteln. Ein unwohles Gefühl machte sich in mir breit. Was hat das zu bedeuten? “Was hat das zu bedeuten?”, Ooku sprach meine Gedanke laut aus. “Vielleicht ist es eine Warnung”, sagte Katsu. 

Ich steckte meinen Zettel in die rechte Hosentasche und nachdem wir die Rechnung bezahlt hatten, verließen wir das Restaurant und unsere Wege trennten sich. Beim Hinausgehen spürte ich den Blick der Kellnerin in meinem Rücken.

Ich machte mich durch die belebten Straßen in Richtung Bahnhof M****, denn ich wohnte etwas außerhalb der Stadt. 

2   

Ich kann mich an keinen meiner Träume erinnern. Ich stand ruhig in der dunklen Gasse und mein Blick war auf die dunkelrote Lache auf dem Boden fixiert. Sie schimmerte im blauen Neonlicht.  So stelle ich mir Seen auf fremden Planeten vor. “Es tut mir Leid, aber das ist der Preis, den man für Wunder zahlen muss.” Ich beugte mich zum leblosen Körper vor und hielt seine Hand für eine Weile. Eine Träne tropfte in den See. Meine Hand wanderte langsam in seine rechte Hosentasche und ich zog den Identifikationscode heraus. Das bin ich.

Auf der Hauptstraße war ein nervöses Treiben zu spüren. Ich verließ die Gasse und mischte mich unter die Massen. Vor einem Kiosk hatte sich eine ungewöhnlich große Menschentraube gebildet. Alle starrten sie auf einen Bildschirm, aus dem die aktuellen Nachrichten zu sehen waren:

In Miyazaki wurde vor einigen Stunden die erste jemals dokumentierte Replikation eines Menschen gefunden. (...) Die V-Underground haben sich bereits als Verantwortliche bekannt gegeben - eine Untergrundorganisation aus Vidias, die laut ihrer eigenen Definition nach ‘Freiheit und Sicherheit für ihre Art’ streben. In ihrem Statement hieß es ‘die Menschheit sei bereit für das Wunder, nach dem sie sich so lange sehnt.’ Was genau das zu bedeut….

Ich wannte mich vom Bildschirm ab.

Epilog

Eine Woche später. Katsu und ich unterhielten uns 

KAPITEL I: Katsuhiru

Mit einem Doppeltip an die rechte Schläfe aktivierte er den Bildschirm in seinem rechten Retinaimplantat. wird in wohnung stranguliert

Wir sind menschlicher als Menschen. Ich will wissen wie es sich anfühlt, ein Leben zu haben, wie es sich anfühlt ein Leben zu nehmen.

KAPITEL II: Ooko

Kapitel III: Ich/ Ooko und ich

Es war bereits dunkel und ein dichter Nebel, der das Licht der Straßenlaternen verschlang, machte sich auf den Straßen breit. Auf meinem Weg zum Bahnhof M**** machte an einer roten Ampel halt. Auf der anderen Seite stand eine Gestalt, dessen Silhouette meine Aufmerksamkeit erweckte. Aufsehen erregte. Sie kam mir irgendwie bekannt vor, ch kniff meine Augen zusammen, und als ein heranfahrendes Auto an der Ampel hielt und die Gestalt von den Scheinwerfern. Die Ampel schaltete auf grün und wir beide bewegten uns für mehrere Sekunden nicht vom Fleck. Die Ampel schaltete wieder auf rot, bis die Gestalt

Es waren Ooki, Katsu und ich.

Die Metalltür des Labors schwang auf und mit festen und rythmischen Schritten stampfte Offizier XX.  Wissenschaftler: Sehen Sie das? 

Das uralte Prinzip gilt: Survival of the Fittest. “Jeder Vidia der neuen Generation hat den SOTF-Code programmiert bekommen.” “Wofür steht dieser Code und was bewirkt er?” “Survival of the fittest. Wenn ein Vidia auf sein echtes Ebenbild trifft, wird er dafür sorgen, dass nur einer von beiden überlebt.” Der General sah ihn für einige Sekunden ernst an. “Wurde dieser Code getestet?” “Ich kann es Ihnen gerne jetzt vorführen.” Er ging einige Tische weiter

Nachdem wir die Rechnung bezahlt hatten und das Restaurant verließen, sind wir gemeinsam Richtung Station M*** gelaufen, an der sich unsere Wege trennen würden. Neben der Dunkelheit, hat auch ein dichter Nebel eingesetzt. Wir machten an einer roten Ampel halt und auf der anderen Straßenseite waren drei dunkle Gestalten erkennbar, deren Erscheinung in mir eine ungewohnte Vertrautheit auslösten. Ich sah die dunklen Silhouetten einige Sekunden lang an, bis ich Katsu und Ooku fragte: “Hey, seht ihr die drei auf der anderen Straßenseite?” Ein gemeinsames “Ja” kam zurück. “Erinnern die euch nicht an wen?” Ooku kniff seine Augen zusammen. “An wen denn?” - “An uns", flüsterte Katsu. “Erzähl doch keinen Quatsch! Das ist unmöglich!”

Als die Ampel auf grün schaltete, bewegten wir uns für einige Sekunden nicht vom Fleck - genauso wie unsere Gegenüber. Ooku machte den ersten Schritt, und sobald wir drei uns in Bewegung setzten, überquerten auch die dunklen Silhouetten die Straße. Wir blieben mitten auf der Straße gegenüber voneinander stehen. Es war als würden wir in den Spiegel schauen. Unglaublich, dass das möglich ist.

Katsu hat ein derartiges Glaubenskrise, dass er einen Code geschrieben hat mit dem Vidias nicht mehr wissen, dass sie keine echten Menschen sind. (Operation ROY, Hans Moravec / Ray Kurzweil / Nick Bostrom: transhumanismus, superintelligence)

Bostrom zu Tyrell: Projekt ROY ist abgeschlossen.

12 Jahre/Stunden zuvor (vielleicht aus Sicht Katsus beschrieben)

Ich setzte einen Tee auf und während das Wasser anfing sich zu erhitzen, schlürfte ich ins Wohnzimmer. Ich ließ mich auf der Couch nieder und da lag es vor mir auf dem kleinen Tisch aus Metall: Ich hob es  auf und streichte vorsichtig über die Vorder- und Rückseite. Nick Bostroms “Superintelligence”. Langsam schlug ich es auf und führte es an mein Riechorgan. Ich atmete tief ein und hielt die Luft, bis ich nicht mehr konnte, an. Aaaaahh. Ein echtes Buch. Aus echtem Papier. Gefertigt aus echtem Holz. Auf dem Cover war eine Eule zu sehen mit der Aufschrift: Nick Bostrom, Superintelligence. Dieses Exemplar hatte mir Katsu ausgeliehen. Ich habe ihn nicht gefragt, wie es in seine Hände geraten ist, denn an echte Bücher zu kommen

Ich bevorzuge noch echte Bücher, auch wenn es zeit- und kostenintensiv geworden ist, an gedruckte Seiten ranzukommen. Dieses Exemplar hatte ich mir von Katsu geliehen gehabt. Er meinte es hat ihn Monate gekostet an dieses Buch ranzukommen. Es war beinahe unmöglich heute noch an gedruckte Bücher ranzukommen. Und wenn war es mit besonderer Mühe und hohem Zeit- und Kostenaufwand verbunden.

Ich machte mich durch die kalten und von Neonlichtern und Hologrammen erleuchteten Straßen auf dem Weg zum Bahnhof, denn ich wohnte etwas außerhalb der Stadt. Der Zug fuhr pünktlich ein

*Neupapier: synthetisches Papier.

ich ging in die küche und da saß er. mit überkreuzten beinen auf einem hocker, die langen haarigen arme nach unten baumelnd sah er mich an. der koch. ich weiß, dass ich die luft anhielt, als ich ihn da unbeschwert sitzen sehen habe. der koch war ein affe. ein bizarreranblick einen affen mit chefmütze und weißer kchschürze zu sehen.

ich glaube, dass die welt entscheidungen für uns trifft. ich glaube an mich. ich weiß icht, ob ich an den Glauben glaube.